"Die Aufführung kombiniert zwei theatrale Sequenzen – "Die Furien " und "Der Große Krieg" – denen eine Art Einführung vorangestellt wird – ein sympathischer Flirt – dessen Aufgabe es ist, die "Kunden"/Zuschauer in die Atmosphäre des Kaffeehauses einzuführen, sie daran zu gewöhnen, sowie ein getanztes Zwischenspiel, bei dem auch die Zuschauer eingeladen sind, teilzunehmen, denn die Aufführung möchte sich entspannt und interaktiv geben, indem sie in einer  Atmosphäre allgemeiner Unterhaltung, nach allen Regeln der Kunst endet. "Geschlaechter/CUPLUtoniu" kann allerdings trotzdem nicht als gewöhnliches und typisches Bar-Spektakel abgetan werden, so lange der gesamte Raum szenografisch umgemodelt wird. [...] Das war ein geschicktes Manöver der Regie und der Ausstatterin – das Dekor und die Kostüme, von den Barhockern mit Frauenbeinen, die mit Seidenstrümpfen überzogen waren oder einem bourgeoisen Interieur, mit Flokati-Teppich und einem mit feinsten Getränken gefüllten Schränkchen bis zur Kleidung einer der Heldinnen, einer "Emo-Metallerin" beispielweise – all das wurde von Velica Panduru kreiert – alles verlockte in dieser Aufführung einerseits in einem alltäglichen Umfeld - die erste der Sequenzen passiert gerade schon an einem der Tische im Kaffeehaus – andrerseits in einer intimen Atmosphäre, in der der Zuschauer unfreiwillig zum Voyeur wird – der zweite Teil spielt im Wohnzimmer eines Familienhauses. Beide Szenen sind Dialoge voller Schroffheit, die jeder Logik spotten und in denen die Spannung schrittweise zum Vorschein kommt, irritierend, der Effekt der Interaktion der Hauptdarsteller erfasst den Zuschauer allmählich. Diese Atmosphäre wird von der Regie, aber im gleichen Maße auch von den Schauspielern eingefangen und dem Zuschauer auf sehr akute Art vermittelt. Es ist übrigens auch jenes Element, das einen der hauptsächlichen Vorzüge dieses Spektakels ausmacht. [...] Daniela Török, Alex Halka und Olga Török ist es auf exzellente Weise gelungen, die von ihnen interpretierten Gestalten zu kon-figurieren, erstere traumatisch, in der Rolle der kranken Geliebten, der Zweitgenannte als Geliebter, der unfähig ist, sich zu entscheiden, die Dritte, letztendlich, hartnäckig aufhetzend, unbeugsam, in der Partitur der Schwester, einer Rolle voller Substanz, wenn auch nicht sehr umfangreich für diese talentierte Schauspielerin. [...] Wo ist die Realität, um was geht es im Leben, was und wie viel ist Theater  und was und wie viel reale Existenz im Leben und in der Beziehung der beiden – das scheint die unterschwellige Frage zu sein in jener Sequenz, die von Enikő Blénessy und Georg Peetz so akkurat durch die beiden Gestalten herausgearbeitet wird, die sie verkörpern und die sich auf der Bühne in Konfrontation befinden. Die Atmosphäre des Stücks wird unterstrichen durch die nervöse Musik des Vlaicu Golcea, durch das ihr angepasste Lichtdesign Lucian Mogas und die durchrhythmisierte Choreographie des Florin Fieroiu. Irgendwie ungewöhnlich durch den hohen Grad von Interaktivität – die Zuschauer sind der Einladung, mit der Atmosphäre und den Schauspielern in Verbindung zu treten kaum nachgekommen, trotz der "Einladung", mitzutanzen, zu reagieren, sich zu integrieren, wie "zufällige" Zeugen einer Krise – ist "Geschlaechter/CUPLUtoniu" eine Aufführungs-Provokation, welche die theaterspezifischen Rezeptionsmechanismen reizt und sie in die Nähe der sozialen Unmittelbarkeit rückt. Etwas weniger geschraubt gesagt: es wird einem das Gefühl vermittelt, man säße am Tisch eines Kaffeehauses und sähe und hörte dem "Spektakel des Lebens" um einen herum zu, das sich an den umliegenden Tischen abspielt. Geben Sie doch zu: so "zivilisiert" Sie auch sind, ein bisschen reizt es Sie immer doch, mitzulauschen!"

(Claudiu Groza, in: Tribuna)

Claudiu Groza, in: Tribuna

"Alles entfaltet sich auf natürlichste Weise, ohne Aufbauschungen, ohne fehlende Entsprechungen, jedoch mit einer ganzen Reihe von Adaptionen, von Strichen, welche die beiden Kurzstücke "Die Furien" und "Der Große Krieg" nötig machen – operative Eingriffe, die einen guten Aufführungstext für die Inszenierung sichern (Dramaturgie: Valerie Seufert). [...] Ich nehme an, dass im Laufe seiner Entstehung auf eine ganze Reihe von Nischen, Fallen, Nebenentwicklungen verzichtet wurde, die der Autor vorgesehen hatte und dass man stattdessen eher auf die Einbeziehung der Zuschauer" gesetzt hat. [...] Aber genau um halb acht Uhr – man sieht: mit deutscher Rigorosität und Pünktlichkeit – stoppte Vlaicu Golcea die Musik, Rareş Hontzu gab keine Getränke mehr aus, nahm das Mikrofon in die Hand und warnte uns: Schluss jetzt, die Aufführung beginnt, weshalb es nun gar nicht so falsch wäre, wenn alle ihre Mobiltelefone ausschalten würden. Und sie schlüpften in die Rollen, spielten sich selber und spielten ihre Charaktere Silvia Török und Horia Săvescu. [...] Die Schauspieler interpretieren tadellos die Windungen, Boshaftigkeiten und Unzulänglichkeiten der dargestellten Personen. [...] Radu Alexandru Nica scheint zufrieden zu sein. Ich glaube sogar: nicht ohne Grund. Er hat in einer Bar eine wahrhaftige Theateraufführung inszeniert."

Mircea Morariu, in: Teatrul azi