ZUM STÜCK:
Anne
Frank, die sich mit ihrer Familie seit dem 8. Juli 1942 in einem
Amsterdamer Hinterhaus vor den Nazis verstecken musste, erhält zu ihrem
13. Geburtstag ein Tagebuch geschenkt. Diesem Tagebuch vertraut sie all
ihre Erlebnisse, Gefühle und Gedanken während ihrer Versteckzeit an.
In
den gut zwei Jahren leben die Franks, zusammen mit anderen Verfolgten
auf engstem Raum. Konflikte sind daher an der Tagesordnung. Die ständig
drohende Gefahr, von den Nazis entdeckt zu werden, steigert die
Anspannung der Untergetauchten. Kein Licht und kein Lärm dürfen nach
außen dringen, ganz zu schweigen von Spaziergängen im Freien. Für die
vierzehnjährige Anne ist das tagelange Stillsitzen und das eingesperrt
Sein besonders schwer. Draußen tobt der Krieg, Fliegerangriffe und
Bombenalarm gehören ebenso zum Alltag im Versteck wie die Schläge der
Westerturmglocke, das gemeinsame Essen, Geburtstagsfeste und die
täglichen Besuche der niederländischen Helfer. Im Versteck erlebt Anne
auch ihre erste Liebe. Mit scharfem Blick und dem ihr eigenen Humor
beschreibt sie die großen und die kleinen Ereignisse des Lebens an der
Prinsengracht 236.
Am
4. August 1944 werden die acht untergetauchten Juden in ihrem
Amsterdamer Versteck entdeckt. Mit dem letzten Zug aus dem
niederländischen Lager Westerbork, werden sie nach Auschwitz gebracht.
Anne Frank stirbt im März 1945 in Bergen-Belsen, ein paar Wochen später
wird das Lager von der englischen Armee befreit. Einzig Annes Vater,
Otto Frank, überlebt Deportation und Konzentrationslager. Anne Franks
Tagebuch ist ein einzigartiges zeitgeschichtliches Dokument. Für
Millionen von Menschen ist es zu einem Symbol für den Völkermord an den
Juden durch den nationalsozialistischen Verbrecherstaat geworden.
Anschaulich, schonungslos aber auch humorvoll bringt es uns
"Nachgeborenen" das Schicksal Annes, ihrer Mitbewohner im Amsterdamer
Hinterhaus und das der ganzen jüdischen Bevölkerung nahe.
AUS DER PRESSE:
"Die
ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers konzentriert sich auf die einzige
Person des Stückes – Anne Frank, anrührend mit sparsamen
schauspielerischen Mitteln von Beate Metz verkörpert. Jede weitere
Gestalt würde stören, ist doch ein Tagebuch ein Dialog mit sich selbst
per se – also genau genommen ein Monolog.
In
dieser Reduktion auf eine einzige Identität liegt auch die Stärke
dieser Fassung: Anne Frank wird in und durch ihr Tagebuch lebendig,
nicht in der Auseinandersetzung mit einem unter klaustrophobischen
Zwängen leidenden Personenkreis.
Es
ist vor allem das Verdienst von Beate Metz, dass auf der Bühne des
Hexagon Geschichte nicht intelektuell kommentiert sondern konkret wird
und wirkt. (...)
Man
glaubt Beate die pubertären Gefühlsverwirrungen, man leidet mit, wenn
diesem jungen Mädchen gerade in jener Phase ihres Erwachsenwerdens die
gleichaltrigen Freundinnen fehlen, mit denen man – anders als mit den
Eltern – über Liebe, Sexualität oder auch nur Mode sprechen kann. Man
glaubt ihr, dass sie ihre ursprüngliche Quierligkeit unter dem Druck
des Verstecktseins nur schwer zügeln kann. Man erlebt mit ihr die
Dichotomie der Freude über die massiven Fliegerangriffe der Alliierten
einerseits und andererseits der Todesangst, selbst Opfer der
befreienden Bomben zu werden.
Beate
Metz scheut in der unaufdringlichen Inszenierung von Evelyn Nagel die
großen Gefühle nicht – aber sie verzichtet auf Pathos und
Effekthascherei."
(aus: Große
Gefühle ohne Pathos und Effekthascherei. Beate Metz und Evelyn Nagel
bringen "Anne Frank Tagebuch" eindrücklich auf die Bühne, in: Badische Neueste Nachrichten, 5. Oktober 2005)
BEATE METZ:
"Es ist ein Nebeneinander von Extremen, der Fliegerangriff steht neben dem ersten Kuss. Das macht den Text für das Spiel unglaublich intensiv.
(...) Ich zum Beispiel, ich kann mir ganz schlecht Zahlen merken, aber ein Schicksal, das mich berührt, das vergesse ich nie."