"Die Kleinbürgerhochzeit ist eine Aufführung mit viel Humor. Das
Jugendstück von Brecht tendiert zum Grotesken. Dieses Register wird
szenisch durch den Stil des Spiels der Schauspieler, durch die Schminke
und durch die Zerlegung der mobilen Dekorelemente (Stühle, Tische,
Chaiselongue/Liege) unterstrichen, alles Zeichen der strukturellen
Schwächen und Krankheiten der Gemeinschaft – der Zerbrechlichkeit der
Welt der Kleinbürger. Das Spiel der Schauspieler ist tadel-los. Alle,
unabhängig der Generation, der sie angehören, realisieren auch sehr gute
Kompositionsrollen und sind in exzellenter physischer und musikalischer
Form. Sämtliche Schauspieler sind schrill geschminkt, mit einer
Tonerde, die allmählich, im Laufe der Handlung, zerbröckelt. Die
Schminke ist ein symbolischer Hinweis auf den Verfall, aufs Schwachsein.
Die Kleinbürgerhochzeit ist eine Aufführung von europäischem Niveau,
die einem zwingt, sich nicht mit den Gestalten zu identifizieren,
sondern auf Distanz zu ihnen zu gehen, aber auch, sich zu bemühen, sie
aus der Distanz zu verstehen und besser zu kennen. Dabija&co haben
am DSTT eine Aufführung reinster brechtscher Art realisiert."