"Visuell wird die Aufführung sehr gut vom Bühnenbild der Cristina Milea
unterstützt. Eine weiße Wand, auf der Schlüsselworte stehen – Mutter,
Vater, ich, ein paar Miniaturhäuser, viele Eisenbahnschienen. Es sind
die Eisenbahnschienen, auf denen der minderjährige Paul Selbstmord
begehen wird. Aber auch dieselben Schienen, die den Zuschauer in
Gedanken an die unendlich vielen Lebenswege erinnern, die offenstehen.
Lautlich erfreut sich die Aufführung der "Täter" der Bühnenmusik, die
Ovidiu Iloc eigens dafür komponiert hat, eine Musik, deren Hauptthema
den aufmerksamen Zuschauer hinweist auf eine boîte à musique, die du in
der Kindheit irgendwann mal gehört hast. Aber die Hauptstärke der
Aufführung liegt – wie sich das übrigens auch so gehört – im Spiel der
Schauspieler. Szabó K. István hat in seiner Unternehmung sich an etwas
erfreuen dürfen, was man ohne Übertreibung "Idealbesetzung" nennen darf.
Für die Rollen der beiden Kinder (Petra und Paul) standen ihm Silvia
Török (wieder einmal sehr gut, nuanciert, ohne Exzesse) und Richard
Hladik zur Verfügung, dem die Chance eines verdienstvollen Debüts
gegeben war. Für Erwin, dem im Bösen gealterten Vater, stellt Rareş
Hontzu den standfesten Interpreten, während Olga Török (Karin) einmal
mehr ausgezeichnet ihre Kompositionsrolle meistert. Enikő Blénessy
(Magda) und Daniela Török (Frau Doktor), vervollständigt mit Radu Vulpe
(Karl), zeichnen drei aufschlussreiche Porträts von Pädophilen, die mit
abstrusen Argumentationen, Hypokrisie, offensichtlicher Falschheit und
schokoladeverschmierter Süßlichkeit ihre schuldvollen Triebe zu
vertuschen suchen."