Drei Einakter:
- "Klare Sache"
- "Worte, Worte, Worte"
- "Variationen über Trotzkis Tod"
David Ives konfrontiert die Zuschauer mit einem Universum, das so absurd, so skurril und umwerfend komisch ist, dass nach einiger Zeit nichts mehr verwundern kann. Das Gefühl für Sprache, ihren Klang und Rhythmus und, vor allem, für den pointierten Sprachwitz steht im Mittelpunkt. Und falls die Weltsprachen gar nicht mehr ausreichen sollten, wird kurzerhand eine neue Sprache erfunden…
Der Spielleiter hat das Wort
Obzwar auch die rumänische Theaterwelt die äußerst verbreitete Ansicht kennt, wonach Komödien schwieriger zu inszenieren seien als beispielsweise Trauerspiele, wird das Lustspiel so gut wie immer als ein dem Drama unterlegenes Genre herabgestuft. Die Komik wird hierzulande fast ausnahmslos mit dem Konsumtheater assoziiert und hat sich dazu auch noch gegen den Vorwurf der Substanzlosigkeit zu behaupten. Gerade um diese in der Lustspielrezeption durch die rumänische Fachkritik nicht vorurteilsfreien Standpunkte zu thematisieren (selbstverständlich sind da die großen Klassiker wie Molière, Caragiale o.Ä. die bewährten Ausnahmen), und da bei weiten Publikumsschichten – im Gegensatz zur Fachkritik - ein symptomatischer Bedarf an Lustspielen festzustellen ist, habe ich es als angebracht erachtet, mit dieser Inszenierung eine Lücke im Bereich der Theaterunterhaltung zu füllen.
Es liegt fast schon auf der Hand, dass sich hinter dem Lächeln oft eine substanzvolle Idee verbirgt und dass deren Vermittlung nicht immer eines exzessiv ernsten Diskurses bedarf, ja oft ist das Gegenteil anzutreffen. Trotzdem nahm ich das Risiko auf mich, eine Polemik mit meinem eigenen Künstlerprofil - als Autor "ernster" Inszenierungen – einzugehen und zusammen mit dem wunderbaren, lebensfreudigen und frisch-innovativen Ensemble des Deutschen Theaters eine fast ausschließlich komische Inszenierung zu erarbeiten. Ziel dieser Arbeit ist es, die Zuschauer zum Lachen zu bringen und sie dabei zu unterhalten, ohne es dabei jedoch beim bloßen Gelächter zu belassen, zumal das Lachen nicht selten die Ebene jenes Komisch-Grotesken erreicht, das wir heute so oft um uns herum erkennen, was einen selbstverständlich über die Mängel unserer von Sexualität, Mittelmäßigkeit und fast allgegenwärtiger Blamage geprägten Gesellschaft urteilen lässt.
Die drei Texte des Amerikaners David Ives verbinden das gekonnte komische Schreiben, das wir aus dem amerikanischen Film kennen (dem sich das Publikum in Rumänien dank der Fernsehkultur äußerst verbunden fühlt) mit einer leicht elitären, den kulturellen Zusammenhängen entspringenden Komik, die den Streifen eines Woody Allen eigen sind. All dies wurde in unserer Inszenierung mit der bei den heutigen Jugendlichen äußerst präsenten Kultur der zeitgenössischen Animation und der qualitativen Sitcom gemixt – was einen grotesken Humor ergibt, in dem beispielsweise der Tod mit beängstigender Leichtigkeit betrachtet wird, vielleicht gerade aus dem Impuls heraus, das Unerbittliche erträglicher zu machen. Deswegen möchte ich den jungen Schauspielern des Theaters danken, die mich mit ihrer besonderen Welt der eigenen radikalen Komik bereichert haben, so sehr verschieden von der Komik meiner Generation. Wir hoffen, dass breite Publikumsschichten diesen bühnen-filmischen Mix genießen werden. Ich glaube, dass der Humorbedarf unserer Mitmenschen so groß ist – einschließlich jener am Lachen als Form intellektuellen Überlebens -, dass es für uns Theaterschaffende eine Frage der Berufsmoral und zugleich der sozialen Ethik ist, diesem Bedarf entgegenzukommen.
(Radu Alexandru Nica)