Wenn wir auf die 70 Jahre des Bestehens des DSTT zurückblicken, stellen wir fest, dass ähnlich wie die bewegte Vergangenheit, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, auch die Gegenwart und Zukunft dieser ostmitteleuropäischen deutschen Bühne fragil und schützenswert bleibt.
Wir feiern heute ein Theater, dessen Fortbestand keine Selbstverständlichkeit ist: denn nach den großen Umbrüchen der 70-er bis 90-er Jahre hätten die Zeiten auch anders kommen können.
Doch dieses Theater hatte und hat nicht nur beherzte Mitarbeiter, sondern auch viele Helfer und zugleich eine große Portion Glück. Der vielfache und verdienstvolle Einsatz um die Schultheatergruppen NiL des Nikolaus-Lenau-Lyzeums, die inspirierte und nachhaltig angelegte Maßnahme der Gründung der deutschen Schauspielklassen an der Temeswarer West-Universität im Jahre 1992, der bewahrte und über alles zu verteidigende Status einer öffentlichen Kultureinrichtung und eines Repertoiretheaters rumänischen Rechts, mit allen daraus resultierenden Pflichten und Gestaltungsmöglichkeiten, die Förderung durch die rumänische öffentliche Hand in der Gestalt der jährlichen Subvention aus dem Haushalt der Stadt Temeswar und die projektbezogenen Zuwendungen einer Vielzahl von in- und ausländischen Partnern, das alles lässt uns auf viele glückliche Fügungen zurückblicken, sodass dieses Haus heute – nun über 30 Jahre nach der Wende 1989 – auf relativ stabilen Beinen erscheint, auch wenn es an Nöten und Zwängen nicht fehlt.
Und etwas macht dieses Theater heute in besonderem Maße reich: seine Menschen. Hatten in den Zeiten des Umbruchs vor allem die Schauspielerinnen, Intendantinnen und Mentorinnen Ildikó Jarcsek-Zamfirescu und Ida Jarcsek-Gaza die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung des Hauses gestellt, so hat man es heute hier oft mit einer generationsübergreifenden, willigen, ehrgeizigen, experimentierfreudigen und stark qualitätsbewussten Theatergemeinschaft zu tun. Das hat es dem Theater erst recht erlaubt, sich einen ehrenwerten Platz auf dem rumänischen Theaterparkett zu ergattern.
Und das alles ist eine Leistung, die zu mehr verpflichtet. In diesem Sinne wünsche ich unserem Deutschen Staatstheater Temeswar noch viele weitere ersprießliche, künstlerisch wertvolle und erinnerungswürdige Jahre!
Lucian Vărșăndan
Intendant des Deutschen Staatstheaters Temeswar